KARL SCHMIDT-ROTTLUFF (1884 Rottluff bei Chemnitz - 1976 Berlin)

Detail

Münzgasse
Kreidelithographie auf gelblichem Velin. 1906.
35 x 19 cm (44,7 x 31,6 cm).
Signiert "Sch. Rottluff" und datiert.
Schapire 7.

Einstürzende Altbauten: In brachialen Steinfetzen trümmert Schmidt-Rottluff die Enge der Münzgasse in ein steiles Hochformat. Die Beobachtung des Areals erfolgt aus luftigen Höhen in einen unruhig geschabten Himmel hinein, der die gegenüberliegende Häuserfront in nächtliches Dunkel lullt. Wild zuckendes Licht – Laternen, Fenster, vielleicht der Mond – arbeitet in blitzdünnen Strichen und Freiflächen dagegen an. Der Kampf lässt die Bildränder bersten und das Ergebnis ist ein aufgerautes, graues Remis.

Der junge Virtuose war im Frühjahr 1905 nach Dresden gekommen, um an der Technischen Universität Architektur zu studieren, was er recht bald bleiben ließ. Der "Brücke"-Mitbegründer befand dennoch, dass das Experimentieren mit neuen Drucktechniken am elbflorentinischen Stadtbild und dessen Lichtverhältnissen besonders effektvoll umzusetzen wäre. Und so zeichnen die ersten bei der Künstlerfreundin Rosa Schapire für 1906 vermerkten Lithographien ein charaktervolles Porträt seiner Wahlheimat.