Ruhmeshalle
Öl auf Leinwand. 1980.
100 x 80 cm.
Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert "Heisig" und datiert. Verso auf Keilrahmen bezeichnet "Der Ruhm von gestern" und durchgestrichen.
In Bernhard Heisigs Oeuvre treten oft Figuren und Kompositionselemente auf, die ihn über Jahre hinweg, in manchen Fällen sogar jahrzehntelang, begleiten. So auch im Falle der "Ruhmeshalle", die gleich aus mehreren solchen Elementen besteht. Die "Seeräuberjenny", an der Heisig zeitgleich arbeitet und die auf Berthold Brechts "Dreigroschenoper" zurückzuführen ist, gehört zu den wichtigsten Motiven in Heisigs Werk. Sie erscheint zum ersten Mal 1977 im Gemälde "Neues vom Turmbau", in einer lasziven Pose auf dem Kanonenrohr eines Tankers sitzend, mit aufreizend rotgeschminkten Lippen in ein Mikrophon singend. 1980 erhebt Heisig sie dann zum zentralen und eigenständigen Sujet der "Seeräuberjenny" (Sprengel Museum Hannover), während in den folgenden zwei Jahrzehnten diverse Fassungen und Variationen des sozialkritischen Motivs unter variierenden Titeln entstehen. Das Sujet basiert auf der Ballade des Küchenmädchens aus der "Dreigroschenoper", das davon träumt, Seeräuberbraut zu werden und so die Hinrichtung ihrer Übeltäter anordnen zu können.
Die triumphierende weibliche Gestalt erscheint auch im Vordergrund des vorliegenden Werkes. Das Gewirr an Menschen hinter ihr, aus dem eine kopfüberstehende Figur in grellem Gelb mit weit gespreizten Armen und Beinen besonders heraussticht, erzeugt eine komplexe Szene, die von imaginärem Lärm erfüllt zu sein scheint. Die Komposition beruft sich außerdem auf Elemente – insbesondere das Flugzeug in der Luft und ein verunstalteter Narrenkopf in der unteren rechten Ecke – die auf zwei weitere Gemälde Heisigs zurückzuführen sind: "Mechanismen des Vergessens" (1981, Kunsthalle zu Kiel) und "Der Ruhm von gestern" (1980, Landesmuseum Oldenburg). Auf letzteres verweist ja auch die handschriftliche, durchgestrichene Notiz auf dem Keilrahmen unseres Werkes. Sehr typisch für Heisigs Herangehensweise basiert die Komplexität und die Tiefe der "Ruhmeshalle" auf den zahlreichen, miteinander verstrickten Verweisen auf andere Werke des Künstlers.
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