GEORGE GROSZ (1892 - 1959, Berlin)

Detail

Aufruhr / Portrait einer Dame
Kohle auf Bütten. 1912.
29,1 x 48,3 cm.
Unten links mit Kohle signiert "Grosz". Verso mit dem Stempel "George Grosz Nachlass" und der Nachlassnummer "4-153-9".

Kollision und Liebreiz: Die Aggression fließt hart umrissen über das Papier und kettet die Kämpfenden in verschleiften Linien unbarmherzig aneinander. Grautöne wischen Leben in und um Silhouetten, weiße Posten stürmen in langen Schritten nach rechts, schwarze Schatten stemmen sich kraftvoll dagegen. Gleichmäßig gesetzte, nackte Bäumchen schwingen im Gleichklang des Geschehens und bieten der Eskalation optischen Halt.

Das Blatt entstand 1912, im Jahr des Umzugs nach Berlin Südende. Grosz hatte einen solchen Respekt vor der Metropole, dass er damit begann, die Stadt aus der Peripherie heraus zu erkunden. Die gezeichneten Aufnahmen schlossen den potentiellen Gefahrenfaktor Mensch zunächst aus. Es war aber auch das Jahr 1912, in dem der Bilderdenker sich anschickte, real Erlebtes mit Fiktion anzureichern – und so ist die Frage nach dem Wahrheitsgehalt dieses Gewaltakts nicht zu beantworten. Aber: Es lächelt ein zauberhaft sittsames Gegengewicht scheu von der Rückseite.