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WOLFGANG MATTHEUER (1927 Reichenbach im Vogtland – 2004 Leipzig)

Ergebnis: 180.000 EUR

Beschreibung

Größe und Elend
Öl auf Hartfaserplatte. 1987.
100 x 125 cm.
Unten mittig mit Pinsel in Schwarz monogrammiert "WM" und datiert.
Michels G 87/19

Provenienz: Galerie Brusberg Berlin / Privatsammlung Berlin
Literatur: Brusberg Dokumente 19, 1988, Zeitvergleich '88, ein Rückblick, Abb. S. 54 / Brusberg Dokumente 24, 1990, Wofgang Mattheuer, Suite '89, Abb. S. 49 / Wolfgang Mattheuer, Bilder, Linol- und Holzschnitte, SprengelMuseum Hannover, 1990, Kat. Nr.. 7, Abb. S. 12

Verso auf dem Rahmen zwei Ausstellungsetiketten und mit einem Sammlerstempel.
"Wie elend ist der Mensch! Wie schwach und schmächtig! Wieviel an Irrtum und an falscher Lehre!" – so der Beginn der zweiten Strophe des 1958 erschienenen Gedichts "Größe und Elend" des Schriftstellers und Kulturpolitikers, sowie Verfassers des Textes der Nationalhymne der DDR, Johannes R. Becher. Fast genau dreißig Jahre nach dem Erscheinen wählt der "Bildermacher" Wolfgang Mattheuer, wie er sich selbst beschrieb, den Titel des Gedichts für eines seiner wichtigsten Werke.

Der Künstler erkannte in dieser Strophe die Zweifel Bechers an sich, am Menschen, am System und spürte selbst diese innere Zerrissenheit, die er in der vorliegenden Arbeit mit Hilfe eines menschlichen Kopfes im Profil verarbeitete. "Wie hoffnungslos! Wie überlebensgroß! Ein Wesen, das in sich vereint und trennt das menschlich Gute und das menschlich Böse" (Becher, Beginn 3. Strophe). So präsentiert uns Mattheuer seine Interpretation als geteilte Bildfläche. Auf der linken Bildhälfte blicken wir in das Innere des Kopfes, düster und bedrohend Totenkopf und Dolch, beschwörende Hände und stürzende Schatten. Züngelnde Flammen und ein (Gefängnis-?)Gitter sorgen für ein dunkles Durcheinander. Aus diesem erhebt sich mit bunten Flügeln hoffnungsvoll ein Paar mit ausgestreckten Armen, dem mythologischen Ikarus gleich, dem Himmel entgegen. Sinnbild für Hoffnung und den Wunsch nach Freiheit – welche einfach, aber tiefsinnig auf der rechten Bildhälfte durch Wiese und blauen Himmel dargestellt ist. Mattheuer vereint Größe und Elend und zeigt den täglichen Kampf um ein kleines Stückchen Selbstbestimmtheit.

Der Künstler war sich durchaus der Wirkung bewusst, die seine Darstellungen auf den Betrachter ausüben. Denn es war nicht nur das Volk, das mit interessiertem Auge darauf schaute, auch die Obrigkeit hatte ein Auge auf die Kunstschaffenden, was den Künstlern eine "besondere gesellschaftliche Stellung" einbrachte. Eine Stellung, die es zu halten und vor allem zu nutzen galt: "Ich denke, dass ich eigentlich diesen Freiraum, den ich hatte, mein Leben lang voll ausnutzte bis zur Reibung, bis zum Schmerz, persönlichen Schmerz, aber durch diese Reibung mithalf den Freiraum immer etwas weiter, etwas zu vergrößern, die Mauern etwas weiter weg, auseinander zu schieben" (zitiert aus: "Wolfgang Mattheuer", arthaus DVD, 1991), so Mattheuer über dieses Werk und seine in späteren Arbeiten immer wieder auftauchenden Motive wie den Ikarus, den Totenkopf oder die Hände.

"Vollendet sich und sagt sich von sich los. Seht, welch ein Wesen, das in sich erkennt: des Menschen Elend und des Menschen Größe!" (Becher, Ende des Gedichts). Der Austritt Mattheuers aus der SED erfolgte am 7. Oktober 1988 und mit ihm folgte im Jahr darauf die Teilnahme an den Leipziger Montagsdemonstrationen.

Der mehrfach ausgezeichnete Maler, Graphiker und Bildhauer Wolfgang Mattheuer zählt zu den Hauptvertretern der Leipziger Schule und darf als einer der bedeutendsten Künstler der ehemaligen DDR angesehen werden. Seine Teilnahme an der 6. documenta 1977 sowie 1984 an der 41. Biennale in Venedig machten ihn auch über die Grenzen hinaus bekannt, nach der Wiedervereinigung fand der Künstler Anerkennung in beiden Teilen Deutschlands. Er war ein Meister der versteckten Botschaften in Form von Symbolen und Metaphern, die es dennoch dem Betrachter erlauben diese problemlos zu lesen. Seine Werke sind heute in den großen Museen in und außerhalb Deutschlands zu finden.

 

 

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